Meine Lebenswelt als Altenpfleger
Ich, Altenpfleger
Hallo, ich bin John, 29 Jahre alt und nehme mich und meinen Job nicht zu ernst.
“John kannst du die Schicht von Tina übernehmen, wir haben niemanden!“ Und ich so: „Ja klar mach ich doch super gerne. Du kannst mich für das nächste Wochenende auch gleich eintragen!“ Pflege und Ironie passen für mich irgendwie zusammen. Ich liebe diese Überraschungen in meinem Dienstplan😉. Es ist also 6 Uhr morgens und ich darf wieder arbeiten, während andere noch schlafen – super! Aber ich mache das irgendwie gerne, denn ich habe ein „Helfer-Syndrom“.
In der Pflege ist jeder Tag anders. Man weiß eigentlich nie, was auf einen zukommt und das macht es unglaublich spannend. Nach der Übergabe in der Frühschicht wecken wir die Bewohner/innen. „Morgen, Herr N.! Wie sieht es bei Ihnen aus?“ Herr N. ist dement. Er kann sich an vieles nicht mehr erinnern. Aber er freut sich immer, dass ich da bin und ihn zum Frühstückstisch begleite. Er fährt immer mit seinem Hackenporsche durch die Pflegeeinrichtung und ich erinnere ihn immer daran, dass er seinen Mercedes-Stern nicht vergisst. Trotz der Sprachstörung von Herrn N. verstehe ich ihn hervorragend- Andere würden ihn nicht verstehen. Es gibt nichts Schlimmeres, wenn Menschen das Gefühl haben nicht verstanden zu werden.
Dann kommt Frau K.. Zu dieser Damen hab ich ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut. Sie ist selbst unglaublich witzig. “Guten Morgen Frau K.!“ „Lassen Sie sich umarmen, ein Küsschen gibt es aber nicht ohne meine Zähne!“. Es scheint mir so, dass Frau K. sich mit mir wie ausgewechselt fühlt. Sie strahlt und das ist für mich das Wichtigste.
Hierzu gehören auch Bewohner in der Endstation der Demenz. Ein schlimmes Schicksal! Waschen, Köperpflege, Arschabputzen – vielen Menschen denken, das ist mein Job. Nein, meine Aufgaben sind ebenfalls pflegerisch-medizinische wie auch planende Aufgaben. Nicht zu vergessen die nervige Dokumentation. Aber das gehört nun mal dazu.
Ich denke, es ist ein Unterschied, ob ich einen Menschen pflege und einfach meine Arbeit erledige oder ob ich einen Menschen pflege, seine Seele berühre und damit etwas für die Menschen tue.